.ai-Domain – wie ein Inselstaat vom KI-Hype profitiert

Anguilla, ein britisches Inselterritorium in der östlichen Karibik, verzeichnet momentan erhebliche finanzielle Vorteile durch den aktuellen KI-Boom. Dies ist auf die zunehmende Anzahl von Unternehmen zurückzuführen, die Interesse an der Registrierung einer Domain mit der spezifischen Top-Level-Domain (TLD) .ai zeigen, die Anguilla zugeordnet ist. Eine solche Entwicklung wurde durch einen glücklichen Zufall in den 1990er Jahren und das Engagement eines einzelnen Entwicklers ermöglicht.

Was ist eine Top-Level-Domain?

Der letzte Teil einer Webadresse, der rechts vom letzten Punkt zu finden ist, wird als Top-Level-Domain (TLD) bezeichnet. Diese TLDs geben Aufschluss über die Art oder die geografische Zuordnung einer Webseite – zum Beispiel steht .com für kommerzielle Seiten, während .de auf deutschsprachige Webprojekte hinweist.

Neben den TLDs gibt es andere Domainformen wie Subdomains, die vor der TLD einer vollständigen Domain stehen und dazu dienen, bestimmte Bereiche einer Webseite zu kennzeichnen. Die Vergabe einzigartiger Namen und Adressen im Internet wird von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) überwacht, die auch das Domain Name System koordiniert und IP-Adressen zuteilt.

Wer eine Domain kaufen und im Internet durchstarten möchte, kann zwischen Tausenden von Domainendungen wählen. Die Auswahl der passenden TLD richtet sich nach den individuellen Zielen sowie der anvisierten Zielgruppe und dem Zweck der Webseite. So können persönliche Webseiten mit Endungen wie .me oder .name versehen werden, während für geschäftliche Präsenzen TLDs wie .com oder branchenspezifische Endungen wie .store oder .tech empfehlenswert sind.

Die Geburtsstunde der ai.-Domain

1994 zog der Informatiker Cate aus den USA nach Anguilla, einem bekannten Steuerparadies mit strengen Geheimhaltungsvorschriften. Er verfolgte das Ziel, Dienstleistungen anzubieten, die von diesen Bedingungen profitieren. Für die Umsetzung seiner Vorhaben war allerdings eine entsprechende technische Infrastruktur notwendig.

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Cate hatte vor, die TLD .ai von Anguilla für seine Services zu nutzen. Vor der Etablierung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) war Jon Postel, ein US-amerikanischer Informatiker und Pionier des Internets, für die Einrichtung von TLDs verantwortlich. Auf Cates Anfrage hin, eine .ai-Domain zu registrieren, informierte Postel ihn, dass noch kein Dienst die Registrierung für diese TLD anbot. Er schlug vor, dass Cate selbst den Betrieb der .ai-TLD übernehmen könnte. Cate stimmte zu.

Im weiteren Verlauf entschied sich Cate, die administrative Kontrolle über die TLD formell an die Regierung von Anguilla zu übergeben. Diese übertrug später den Betrieb an eine Firma in Taiwan, die beabsichtigte, die .ai-Domain eigenständig zu vermarkten. Das Unternehmen stellte jedoch seine Aktivitäten ein und somit fiel die Verwaltung der Domain erneut an Anguilla zurück.

Mehrere Millionen Ertrag sind der neue Standard

Im Jahr 2023 hatte Anguilla geschätzte Einnahmen aus Domain-Registrierungsgebühren in Höhe von 25 bis 30 Millionen US-Dollar verzeichnet, ein deutlicher Anstieg gegenüber 7,4 Millionen US-Dollar im Jahr 2021 und rund 3 Millionen US-Dollar im Jahr 2018. Für 2024 und die Folgejahre werden noch deutlich höhere Einnahmen erwartet.

Zwei wesentliche Faktoren haben zu diesem finanziellen Aufschwung beigetragen: Zum einen sind die Gebühren für die Registrierung von Domains in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zum anderen war die Einführung von Chat-GPT durch OpenAI im November 2022 ein bemerkenswerter Erfolg. Der Chatbot erreichte innerhalb weniger Tage Millionen von Nutzern und löste weltweit eine Begeisterung für Künstliche Intelligenz (KI) aus, wobei AI die englische Abkürzung für „artificial intelligence“ ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass im Gegensatz zu .com-Domains noch viele Internetadressen mit der Endung .ai verfügbar sind.

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