Aus der Kirche austreten – So geht‘s

Nicht erst seit den immer neu aufflammenden Skandalen rund um den Kindesmissbrauch durch Kleriker der Kirche ist zu beobachten, dass immer mehr Menschen ihrer Religionsgemeinschaft den Rücken kehren und aus der Kirche austreten.

Auch die Aufgeklärtheit der Menschen und ihr Wunsch, frei und selbst bestimmt zu leben, treiben sie dazu, ihre Mitgliedschaft in der römisch-katholischen bzw. evangelischen Kirche zu beenden. Welche Gründe es noch für einen Kirchenaustritt geben kann und wie Sie diesen Schritt am einfachsten vollziehen können, erklärt dieser Beitrag.

Gründe, um aus der Kirche auszutreten

Es gibt viele mögliche Gründe, um aus der Kirche auszutreten. Nicht ursächlich sind wohl Diskussionen zwischen Theologie und Literatur, wie sie etwa auf dem Internet-Portal zum interdisziplinären Gespräch von Literaturwissenschaft und Theologie regelmäßig stattfinden. Solche Gespräche können durchaus helfen, verschiedene Standpunkte miteinander zu vergleichen, die Kirche aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und das Denken und Handeln der Theologen besser zu verstehen.

Kirche als „Lebensgerüst“ bricht weg

In früheren Zeiten waren die Kirchen für Menschen so etwas, wie ein moralischer und ethischer Gradmesser für ihr Leben. Wer Christ war, richtete sein Denken und Handeln an dem aus, was die Kirchen sagten. Mit der Veränderung der Gesellschaft hin zu einer größeren Eigenständigkeit der Menschen nahm der Einfluss der Kirchen immer weiter ab.

Vielleicht könnte man sagen, dass – je mehr die Menschen selbst zu denken lernten – kirchliche Aussagen in Zweifel gezogen und nicht mehr einfach angenommen wurden. Je stärker der Mensch sich emanzipierte, desto weniger boten ihm die Kirchen mit ihrer Lehre Halt. Hier trägt auch die als überholt angesehene Lehre der Kirchen in wichtigen Fragen (etwa in den Bereichen Liturgie, Sexualität, Moral und Ethik) dazu bei, die Menschen zum Austritt zu bewegen.

Skandale nehmen den Kirchen Glaubwürdigkeit

Die immer neuen Nachrichten zum Thema Kindesmissbrauch und das Verhalten der Kirchen tun das Ihre dazu, in den Menschen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Institution Kirche und ihren Entscheidungsträgern zu wecken. Das scheinbare Bestreben, die Täter mehr zu schützen als die Opfer, empfinden viele Menschen als Abkehr vom Weg Jesu. Mit einer so agierenden Kirche können sich viele Christen nicht mehr identifizieren und treten aus. Die Vorgänge in der Erzdiözese Köln rund um die dortigen Fälle von Kindesmissbrauch durch Geistliche sind ein Musterbeispiel dafür, wie intransparentes Verhalten der Kirchenoberen zu einer Austrittswelle führt.

Persönliche Erfahrungen als Motor zum Kirchenaustritt

In den Kirchen gibt es viele gute Seelsorger und Seelsorgerinnen – nicht nur am Wochenende respektive am Sonntag während der Hl. Messe. Allerdings trifft man in den Gemeinden auch immer wieder auf Priester, Ordensleute oder Laienmitarbeiter, die Defizite im Bereich sozialer Kontakte haben und eher negativ auffallen. Erstaunlicherweise berichten viele von erzkonservativen Klerikern, die bei persönlichen Begegnungen eine Theologie bzw. ein Menschenbild an den Tag legen, die aus vergangenen Jahrhunderten zu stammen scheinen. Aufgrund solcher Begegnungen entscheiden sich viele Christen, oft nach jahrelangem Ringen mit sich selbst, ihrer Konfession den Rücken zu kehren und wollen aus der Kirche austreten.

Kirchenaustritte aus finanziellen Gründen

Gerade bei den jungen Menschen, die gerade in das Berufsleben einsteigen, ist zu beobachten, dass sich viele zum Kirchenaustritt entschließen. Das hat vor allem damit zu tun, dass sie sich mit dem Austritt aus der Kirche auch von der Kirchensteuer abmelden. Sie möchten, oft aufgrund einer niedrigen Ausbildungsvergütung oder eines geringen Startgehalts, die Kirchensteuer sparen, um über mehr finanzielle Mittel für andere Dinge zu verfügen. Ein solcher Kirchensteuer Austritt hat also meist nichts mit Glaubensfragen zu tun, sondern mit der Möglichkeit, Geld zu sparen.

Kirchenaustritt – der Ablauf

Wenn Sie aus der Kirche austreten möchten, ist das ein bürokratischer Akt, für den Sie einen Termin bei einem Notar oder beim Standesamt Ihres aktuellen Wohnortes benötigen. Zu diesem Termin bringen Sie Ihren Personalausweis oder Reisepass mit. In einigen Bundesländern wird das Familienstammbuch verlangt. Sie müssen dann ein Formular ausfüllen (ohne Angabe von Gründen) und unterschreiben. Die Angaben werden dann vom Standesbeamten ins System eingetragen, Sie erhalten eine Bescheinigung ist sind ab diesem Moment nicht mehr Mitglied Ihrer Kirche. Für den Austritt wird eine Gebühr von etwa 35 Euro fällig, wobei 10 Euro auf die Bescheinigung entfallen.

Praxis-Tipp: Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, durch das Ausfüllen und Absenden eines Online-Formulars aus der Kirche auszutreten. In diesem Fall zahlen Sie nichts. Benötigen Sie eine Kopie Ihrer Austrittserklärung, entstehen Ihnen für eine unbeglaubigte Version Kosten von 7,20 Euro. Muss die Abschrift beglaubigt sein, werden 14,30 Euro fällig.

Von der Kirchensteuer abmelden – So viel können Sie sparen

Im Internet finden Sie verschiedene Kirchensteuer-Rechner, mit denen Sie ganz einfach die Höhe der Kirchensteuer berechnen können. Dazu müssen Sie nur einige Angaben in das Online-Formular eintragen, vor allem:

  • Steuerjahr
  • Monatsbrutto (z. B. 2.500 Euro)
  • Geburtsjahr
  • Kinderfreibeträge (z. B. kein Eintrag, oder von 0,5 bis 7,5)
  • Steuerklasse (z. B. I)
  • Ort der Arbeitsstelle (z. B. Bayern)
  • Rentenpflichtversicherung (z. B. Ja)
  • Krankenversicherung (z. B. 14,6 %)
  • Zusatzbeitrag KV (1,3 %)
  • Weitere Einkünfte (z. B. Nein)

Bei diesen Angaben errechnet das Formular für Sie eine monatliche Kirchensteuer in Höhe von 22,84 Euro oder 274,08 Euro im Jahr.

Fazit

Die Gründe, warum Menschen aus der Kirche austreten, können also erfahrungsbasiert sein, eine Konsequenz aus erlebter Hilflosigkeit oder Bevormundung oder einfach mit Blick auf die finanziellen Einsparmöglichkeiten. Der Kirchenaustritt selbst dauert nur wenige Minuten, hat aber zumindest bei der römisch-katholischen Kirche weitreichende Folgen, weil der Austritt mit einem Abfall vom Glauben gleichgesetzt wird und die Exkommunikation nach sich zieht. Dadurch werden beispielsweise die Hochzeit mit Polterabend, Party und DJ, also die kirchliche Trauung, das Ablegen der Beichte, die Teilnahme an der Hl. Kommunion und auch die Beerdigung durch einen römisch-katholischen Geistlichen unmöglich.

 

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Letzte Aktualisierung am 18.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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