Großer Kredit-Ratgeber – Was ist bei der Kreditaufnahme zu beachten?

Ein Klick, schon ist das Geld auf dem Konto. Onlinekredite sind besonders einfach zu beantragen, obgleich natürlich mehr nötig ist, als nur am Herd stehend zu klicken.

Der große Komfort der Antragsmöglichkeiten verschleiert aber durchaus, dass auch bei diesen Darlehen genauer hingeschaut werden muss. Zugleich wird die Vorarbeit vergessen. Was wirklich im Vorfeld der und während dessen wichtig ist, zeigt dieser Ratgeber.

Zunächst die eigenen Möglichkeiten ermitteln

Das ist die Vorarbeit, die auch das beste Programm keinem Bürger abnehmen kann. Damit überhaupt ein Kredit aufgenommen werden kann, müssen die eigenen Voraussetzungen geprüft werden. Denn wie soll ein Kredit aufgenommen werden können, wenn gar nicht bekannt ist, wie hoch die Rate sein darf? Die beste Möglichkeit zur Ermittlung ist die alte Haushaltsrechnung:

1. Schritt: Die regelmäßigen Einnahmen addieren

Im ersten Schritt werden die Einnahmen des Haushalts aufgeführt. Wichtig ist, dass ausschließlich feste Gelder berücksichtigt werden. Nicht mit einbezogen werden:

  • Bonuszahlungen
  • Rückzahlungen
  • Einmalzahlungen
  • Unsichere Zahlungen

Bonuszahlungen sind eher unberechenbar, da sie von verschiedenen Faktoren abhängen. Unter den unsicheren Zahlungen wären beispielsweise Einnahmen aus Buchverkäufen oder Flohmarktverkäufen zu nennen. Solche Gelder sind – wie auch Trinkgelder –- nicht vertraglich garantiert und stellen in Haushaltsrechnungen immer einen Unsicherheitsfaktor dar.

Natürlich werden solche Einnahmen nicht völlig vergessen, doch kommen sie an anderer Stelle zum Tragen.

2. Schritt: Die Ausgaben addieren

Nun werden die monatlichen Fixkosten aufgelistet. Dazu zählen auch:

  • Miete
  • Energie (Strom und Gas)
  • Telekommunikation (Internet, Telefon, Handy)
  • Lebensmittel-/Haushaltskosten (Ausgaben im Supermarkt)
  • Bekleidung
  • Autounterhalt/Verkehr
  • Bestehende Verpflichtungen (z.B. Kreditraten)
  • Vertragskosten (z.B. Fitnessstudio)

Es ist sinnvoll, wiederkehrende, aber nicht monatlich zu zahlende Kosten auf den Monat umzulegen und so fest in die Fixkosten einzubinden. Wird eine Versicherung nur alle drei Monate abgebucht, so wird dieser Betrag für die Rechnung durch drei geteilt. Es ist wesentlich leichter, die Ausgabenseite auf diese Art zu berechnen, als stets im Hinterkopf zu behalten, dass zwischendurch noch andere Zahlungen anstehen.

3. Schritt: Die Rechnung

Natürlich werden von den reinen Einnahmen nun die Gesamtkosten abgezogen. Der übrigbleibende Betrag ist, beziehungsweise sollte, jedoch nicht der zur Verfügung stehende Betrag für die Rate sein, denn:

  • Rücklagen – monatlich sollte ein gewisser Betrag für Rücklagen zurückgehalten werden. Im besten Fall ist dies ein reiner Sparbetrag, im ärgsten Fall kann von ihm die Autoreparatur bezahlt werden.
  • Puffer – zugleich sollte monatlich ein Puffer eingeplant werden. Der dient dazu, plötzlich notwendige, aber kleine Anschaffungen zu stemmen.
  • Sicherheitsbetrag – aktuell sollte zudem monatlich ein Energiebetrag zurückbehalten werden.

Jetzt erst wird das eigentliche Guthaben für die Kreditrate sichtbar. Sie ist nun so berechnet, dass die Gefahr, während der Laufzeit in Bedrängnis zu geraten, deutlich minimiert wurde. Aber, Moment: Da fehlt doch was?

4. Schritt: Ausgeschlossene Einnahmen

Die Bonuszahlungen, nicht sicheres Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, unsichere Einnahmen aus der Selbstständigkeit oder aus Trinkgeld – all diese Gelder gehen nicht verloren. Jeder muss für sich entscheiden, wie er nun mit ihnen umgeht. Sind sie recht sicher, so können sie auch für die Rücklagenbildung genutzt werden. Alternativ lassen sie sich zusätzlich ansparen und für Sondertilgungen nutzen.

Es ist nur wichtig, einen Darlehensvertrag niemals auf eher unsichere Geldeinnahmen zu bauen. Viele dieser Einnahmen sind vertraglich nicht in ihrer Höhe und Zuverlässigkeit gesichert, andere sind eigentlich das pure Glücksspiel: Es können drei Monate hunderte Bücher verkauft worden sein, aber der Nachfolger floppt. Oder der Flohmarktstand lief hervorragend, bis sich kein Kunde mehr dahinverirrte.

Kreditvergleich nutzen

Der Kreditmarkt ist heute riesig groß. So viele Anbieter haben so viele Angebote und so manch einem Verbraucher brummt bereits der Schädel, wenn er sich nur einen anfänglichen Überblick verschaffen will. Wie gut, dass es Hilfe im Internet gibt. Kreditvergleiche sind einfach, schnell und sie helfen dabei, einen guten Kredit zu finden:

  • Wie geht’s – es gibt zwei Varianten, die zuletzt aber auf dasselbe Ergebnis herauslaufen und die mittlerweile oft kombiniert werden. Einmal bieten Vergleichsportale den reinen Vergleich an. Der Kunde gibt die Wunschsumme an, den Verwendungszweck und eventuell die Laufzeit, aus diesen Angaben wird die Vergleichsübersicht erstellt. Die zweite Variante ist ausführlicher und eher ein Kreditvergleichs-Rechner. Der Verbraucher gibt wieder die Summe, Laufzeit und/oder höchstmögliche Rate an und der Rechner zeigt direkt die Kosten für den Kredit mit an. Erst nun kommt die Vergleichsübersicht (bei kombinierten Modellen).
  • Warum? – Zuerst geht es darum zu erkennen, welcher Anbieter bereits auf den ersten Blick günstig oder teuer ist. Zwar sagt das Angebot in der Übersicht noch keine persönlichen Kosten aus, doch ist das Werbebeispiel schon wesentlich teurer, so wird auch der eigene Kredit teuer sein.
  • Ausschluss – In der Übersicht lässt sich unter den Details gleich erkennen, ob dieser Kredit überhaupt für einen infrage kommt. Viele Banken schließen beispielsweise Selbstständige, zu junge oder zu alte Menschen direkt von speziellen Kreditangeboten

Zinsen richtig einordnen

Vorab: Alle Zinssätze, die der Verbraucher vor der eigentlichen Kreditanfrage vorfindet, sind beispielhaft und geben nur die Richtung vor. Die persönlichen Zinskosten werden erst nach der Bonitätsprüfung berechnet.

Trotzdem zeigen die Vergleichsrechner eine gute Tendenz und erlauben einen Überblick. Auf den ersten Blick wird zwar mit dem Werbezinssatz gearbeitet, doch gilt:

  • Repräsentatives Beispiel – Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass dieses Beispiel auf zwei Drittel der mit dem Kredit angesprochenen Verbraucher zutreffen muss. Das Beispiel zeigt also näherungsweise eine Art Durchschnittszinssatz an, der bei mittlerer Bonität
  • Zinsspanne – Auch sie sagt nicht so viel Konkretes aus, doch kann ein Verbraucher sehen, wie niedrig der Zinssatz im allerbesten Fall sein kann und wie hoch im schlimmsten Fall. Anhand der Angabe kann man einschätzen, wo auf der Skala man selbst ungefähr liegt.

Weitere wichtige Leistungen abchecken

Natürlich sind Kreditsumme, Laufzeit und die Kreditrate samt Kosten die wichtigsten Faktoren, auf die geschaut wird. Immerhin sind das die Punkte, die den Kreditnehmer über eine gewisse Zeit, genauer: bis ans Ende der Laufzeit, monatlich beschäftigen. Allerdings kommt es bei der Kreditaufnahme auch auf die kleineren Details an, denn die unterscheiden einen guten von einem schlechten Kredit:

  • Sondertilgungen – Sie sollten kostenfrei sein. Eine kostenlose Sondertilgung im Jahr ist praktisch eine Grundvoraussetzung. Ist diese Zusatzrate nun auch nicht in der Höhe beschränkt, so ist es noch besser – denn nun schließt sich die Option der vorzeitigen kostenlosen Kreditrückzahlung an. Bonuszahlungen lassen sich hierfür sehr gut verwenden.
  • Ratenanpassungen – Einige Kreditgeber bieten an, dass die Raten während der Laufzeit angepasst werden können. Meist sind damit höhere Raten bei einer nun kürzeren Laufzeit gemeint, doch andersherum ist es auch möglich.
  • Ratenpause – Es ist keine Vorschrift, doch sollte ein Kredit, der deutlich über 12 Monate läuft, die Option auf eine Ratenpause bieten. Sie bedeutet, dass mit einigen Raten bewusst ausgesetzt werden darf, wenn die eigene Situation dies erfordert. Gerade bei längeren Laufzeiten kann die Ratenpause hilfreich sein, da niemand sein Leben so perfekt planen kann, um zu garantieren, dass sich in 20 Monaten der Gesundheitszustand (Krankengeld) oder der Arbeitsplatz nicht negativ verändert hat.

Natürlich ist es auch bei einer Ratenpause nicht möglich, einfach zu beschließen, die nächste Rate nicht zu zahlen. Im Regelfall ist eine kurze Rücksprache nötig, teilweise muss die Situation dargelegt werden. Die Laufzeit des Kredits verlängert sich um die pausierten Raten, wobei meist die Zinskosten der pausierten Monate noch addiert werden. Dieser Weg ist jedoch sinnvoller, als in Gefahr zu laufen, den Kredit gekündigt zu bekommen.

Online Kreditvergleiche geben eine gute Orientierung für die spätere Kreditaufnahme. © kite_rin / stock.adobe.com
Online Kreditvergleiche geben eine gute Orientierung für die spätere Kreditaufnahme. © kite_rin / stock.adobe.com

Experteninterview zu den häufigsten Fragen rund um Kredite

Regelmäßig erreichen uns Fragen rund um den Kreditvergleich, die Beantragung von Krediten im Allgemeinen oder auch zur Rolle der Schufa beim Kreditantrag. In unserem Experteninterview geben Paul Ballichar und Quang-Dung Ta Antworten auf einige der am häufigsten gestellten Fragen. Die beiden sind Bankkaufleute und beraten seit mehreren Jahren Kunden im Privatkreditbereich.

Was ist zu beachten, wenn man die angefragten Dokumente für den Kreditantrag dem Kreditgeber übermittelt?

Quang-Dung Ta: Das Dokument sollte nicht abgeschnitten oder geschwärzt sein und am besten immer im richtigen Format gesendet werden. Die Empfehlung der Banken ist meistens eine PDF-Datei. Notfalls würde eine JPEG Datei auch ausreichen. Dokumente, die vom Kunden unterschrieben werden müssen, sollten immer direkt an die Bank versendet werden. Man sollte auch immer aktuelle Dokumente senden – als Faustregel gilt: nicht älter als 6 Monate.

Bei Kontoauszügen achtet man am besten darauf, dass man die immer in der richtigen Reihenfolge versendet. Bei Gehaltsnachweisen vergessen viele alle Seiten zu versenden. Das ist aber wichtig. Denn auch wenn auf der Seite 2 nichts Relevantes steht, muss sie mitgesendet werden.

Warum wird nach meiner IBAN gefragt?

Quang-Dung Ta: Der Kreditgeber muss vertraglich festlegen, wohin der Kredit überwiesen werden soll. Daher ist es wichtig, die IBAN anzugeben, und zwar richtig. Sonst wird das Geld auf ein falsches Konto überwiesen. Die Verantwortung liegt allein beim Kunden. Bei einer falschen Eingabe ist ein großer Aufwand für den Kunden vorbestimmt. Am besten bei der Eingabe immer doppelt prüfen, ob alle Zahlen stimmen.

Was ist bei der Dateneingabe beachten?

Paul Ballichar: Am wichtigsten ist, dass man bei allen angefragten Informationen wahrheitsgemäße Angaben macht. Denn sonst können die Kreditangebote auch nicht auf die eigenen Voraussetzungen abgestimmt werden und man bekommt am Ende Kredite angezeigt, die man so gar nicht bekommen kann. Was auch viele nicht wissen ist, dass man beim Einkommen nie aufrunden sollte, sondern immer exakte Zahlen angibt. Darüber hinaus ist es wichtig, auch den Bedarf zu ermitteln und richtig einzugeben. Wer seinen genauen Kreditbedarf kennt, kann Kosten sparen. Bei Anschaffungen sollten so auch immer die Nebenkosten beachtet werden, um später keine bösen Überraschungen zu erleben.

Wenn es schnell gehen muss – Volldigitale Darlehen nutzen

Sicher sind auch diese Kredite nicht so schnell, dass die Spaghetti gerade fertig sind, doch binnen 36 Stunden ist das Geld mitunter auf dem Konto. Der Trick ist, dass diese Kredite vollends auf die Digitalisierung setzen und den Postweg vollständig vermeiden:

  • Beantragung – Gleich mit der Kreditanfrage werden per Upload Gehaltsabrechnungen eingereicht oder der digitale Kontoblick erlaubt. Die Prüfung findet nun direkt statt, die Antwort enthält meist schon ein konkretes Kreditangebot.
  • Verifizierung – Sie wird ebenfalls online über das Video-Ident-Verfahren oder ein ähnliches Verfahren durchgeführt. Dabei ist kein Postweg erforderlich, was die Bearbeitungsdauer wiederum verkürzt.
  • Unterschrift – Kommt der Kredit zustande, wird er online unterschrieben. Auch hier ist kein Versand des Kreditvertrags per Post erforderlich.

Nach der Unterschrift kann der Kredit schon in die Auszahlung gehen. Wie schnell das Geld nun auf der Bank ist, hängt jedoch auch vom Wochentag und den Bankzeiten ab. Das Verfahren funktioniert auch nur so schnell, wenn der Verbraucher direkt auf Rückfragen oder Vorgaben reagiert. Zudem schließen diese Angebote oft Sonderwünsche wie den zweiten Kreditnehmer aus.

Fazit – Auch bei Onlinekrediten gut hinschauen

Vor jedem Kredit steht die persönliche Vorarbeit. Wer nicht weiß, welchen Kredit er sich sicher leisten kann, der kann niemals ein gutes Angebot finden. Sind die Hausaufgaben gemacht, geht es über den Kreditvergleich direkt auf zur Suche nach einem guten Kredit. Anhand des repräsentativen Beispiels, dem Effektivzins und der Zinsspanne lässt sich schon gut einordnen, wie günstig ein Kredit ist. Allerdings besteht ein guter Kredit nicht allein aus günstigen Zinsen und der schnellen Auszahlung.

Sondertilgungen und persönliche Sicherheiten sollten stets enthalten sein, denn sie erlauben es, entweder über eine Zusatzrate den Kredit zu verkürzen oder die Raten zu verringern – alternativ aber auch, im Ernstfall nicht vor dem Problem zu stehen, die Rate nicht zahlen zu können. Wenn es schnell gehen muss, sind die Eilkredite eine hervorragende Sache. Allerdings handelt es sich hierbei oft um sehr eng vorbestimmte Kredite, die keinen Spielraum für persönliche Anpassungen bieten. Jede Anpassung kostet Zeit, weshalb sie ausgeschlossen werden.

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