Wer sich heutzutage selbstständig macht, muss nicht unbedingt ein eigenes Büro anmieten. Die oft hohen Mieten können sich Gründer, aber auch Freiberufler sparen, indem sie sich für eine bestimmte Form der Zusammenarbeit entscheiden. Diese trägt den Namen Co-Working (oder auch Coworking) und bietet viele Vor-, aber auch einige Nachteile.
Das Wichtigste in Kürze
- Menschen aus verschiedenen Branchen arbeiten in großen Räumen zusammen.
- Das bietet Flexibilität und eine hohe Ersparnis.
- Zu den Nutzern gehören insbesondere Gründer, Kreative, Freiberufler und digitale Nomaden.
Wie genau funktioniert Coworking?
Wie könnte es anders sein: Die Arbeitsform Co-Working entstand einst im kalifornischen Silicon Valley, das für seine überaus erfolgreichen Technologieunternehmen weltweit bekannt ist. Hier war es schon vor Jahren völlig normal, dass sich mehrere Menschen, Start-ups oder Unternehmen zeitlich flexible Arbeitsplätze in großen offenen Räumen teilen. Diese Räume werden Co-Working-Spaces genannt. Meist handelt es sich dabei um Großraumbüros, Lofts, komplette Etagen oder sogar um alte Fabrikhallen.
Diese sind komplett eingerichtet und verfügen über eine vollständige technische Infrastruktur: wie in einem ganz normalen, modernen Büro, mit Telefon, WLAN, Drucker und Scanner. Auch Komfortmerkmale wie Wasserspender oder Kaffeemaschinen gehören oft dazu.
Das Mobiliar ist ebenfalls mit der Ausstattung eines Büros identisch und umfasst Schreibtische und Stühle, Schränke, Regale und Rollcontainer sowie in vielen Fällen auch Extras wie Whiteboards und Flipcharts. Mitzubringen ist also nur das eigene Arbeitsmaterial.
Die Vorteile von Co-Working
Zwar arbeitet beim Co-Working jeder individuell an seinem eigenen Projekt, das heißt jedoch nicht, dass sich untereinander nicht geholfen wird. Ganz im Gegenteil: Der gegenseitige Austausch ist oft zentraler Mittelpunkt dieser Arbeitsform. Erfahrungen und Ideen werden gesammelt, und manchmal führt die Kommunikation mit Menschen aus den verschiedensten Branchen sogar zu spannenden gemeinsamen Projekten.
Im Prinzip arbeitet in einem Co-Working-Space ein komplettes Netzwerk, das sich häufig aus den unterschiedlichsten Fachbereichen zusammensetzt und dem eigenen Projekt neue interessante Impulse verleihen kann. Es entsteht also eine Community mit einem starken Wir-Gefühl, in der sich jeder einbringen und Synergien nutzen kann.
Natürlich spielt auch der Kostenfaktor eine Rolle. Die Nutzer dieser Spaces – die Coworker – sind an keine langen Mietverträge gebunden. Üblicherweise werden die einzelnen Arbeitsplätze stunden- tage- wochen- oder monatsweise vergeben, was gerade digitalen Nomaden ein Maximum an Flexibilität bietet. Gezahlt wird zudem nur für die Zeit, die ein Nutzer auch tatsächlich in der Co-Working-Space verbringt.
Noch günstiger ist nur die Arbeit im Homeoffice, wofür in der Regel gar keine zusätzliche Miete anfällt. Hier muss aber erst einmal das notwendige Equipment angeschafft werden, außerdem sehen sich Menschen im Homeoffice häufig mit einer beruflichen und sozialen Isolierung konfrontiert, was auf Dauer zu einer enormen Belastung werden kann. So gesehen ist Coworking ein sinnvoller Kompromiss zwischen externem Büro und der Arbeit im Homeoffice.
Meist stehen Coworkern auch zusätzliche Räume zur Verfügung, die gemeinsam genutzt werden können. Meeting- und Seminarräume beispielsweise, aber auch Lounge-Areas und kleine Küchen. In den gemeinsamen Pausen treffen sich Coworker gerne an einer Tischtennisplatte oder einem Kickertisch.
Unterschiedliche Optionen wählbar
Ein weiterer Vorteil ist in vielen, aber nicht in allen Co-Working-Spaces, die Auswahlmöglichkeit zwischen Fix Desks und Flex Desks.
Bei einem Fix Desk handelt es sich um einen fest zugeteilten und somit quasi eigenen Schreibtisch, der sich häufig sogar abschließen lässt oder zu dem ein abschließbarer Rollcontainer gehört. Dieser Schreibtisch darf von anderen Coworkern nicht genutzt werden und wird während der gesamten Mietdauer freigehalten.
Bei einem Flex Desk Modell sucht sich der Coworker jeden Tag aufs Neue einen beliebigen freien Schreibtisch aus. Er hat kein Anrecht auf einen bestimmten Platz, denn jeder Schreibtisch kann von jedem genutzt werden. Hier gilt das Prinzip „Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst“. Oft ist die Miete für dieses Modell noch etwas niedriger.
Die Nachteile von Coworking
Wer für konzentriertes Arbeiten absolute Stille braucht und keinerlei Ablenkung möchte, trifft mit Coworking vielleicht nicht die optimale Wahl. Wie schon erwähnt, steht die Arbeitsform für Gemeinschaft, Kollaboration und Zugänglichkeit.
Die Privatsphäre ist ebenfalls beschränkt. Beide Argumente treffen aber auch auf ein klassisches Großraumbüro in einem Unternehmen zu.
Auch der Platz ist natürlich begrenzt. Bergeweise Unterlagen mitzubringen, könnte mitunter schwierig werden. Wer jedoch außer seinem Laptop und beispielsweise einer Dokumentenmappe nicht viel braucht, wird sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlen.
Menschen, die am liebsten noch vor Tagesanbruch oder bis spät in die Nacht arbeiten, sollten zudem auf die Öffnungszeiten der Coworking Space achten. Manche Räume können rund um die Uhr genutzt werden, andere nur zu den üblichen Bürozeiten.
Leider gibt es Coworking Spaces bislang hauptsächlich in Großstädten. Das dürfte sich aber in den kommenden Jahren ändern, denn die Arbeitsform wird immer beliebter.
Coworking, ein Modell für die Zukunft
Keine einsamen Tage im Homeoffice mehr, aber auch keine klassischen Arbeitstage in der Firma: Coworking bietet neben niedrigen Mieten viele Vorteile und wird immer beliebter. Nutzer müssen sich aber damit abfinden, dass es in den sogenannten Spaces keine absolute Ruhe und auch keine hundertprozentige Privatsphäre gibt.
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